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Marderschreck, Katzenschreck, Hörschaden, Burnout, Tinnitus, ADHS www.knalltrauma.ch

 
c5-Senke

Die c5-Senke ist eine Senkenbildung um 4000 Hz in der Hörschwellenkurve für Sinustöne (Audiogramm). Bei grossen Lautstärken werden immer die Haarzellen der Basilarmembrane im Bereich von 4000 Hz mitbelastet und ein Hörschaden entsteht deshalb bevorzugt in diesem Bereich. Der Name ist vom fünf gestrichenen c (c‘‘‘‘‘) aus der Musik abgeleitet, was ungefähr der Frequenz 4000 Hz entspricht. Die c5-Senke gilt als Charakteristikum für eine traumatische Hörschädigung. Dabei kommen sowohl akustische Traumen als auch Schädeltraumen verschiedener Art als Ursache in Frage. 

In der Anamnese zur Bestimmung des auslösenden Traumas ist die c5-Senke das diagnostische Hauptkriterium (Online Datenbank "AMBOSS - Fachwissen für Mediziner"). Bei Knalltrauma und Explosionstrauma entsteht die c5-Senke in der Regel nur einseitig auf dem der Schallquelle zugewandten Ohr. Bei akutem und chronischem Lärmtrauma, auch Lärmschwerhörigkeit genannt, ist die c5-Senke beidseitig.

Verschlimmerung eines Hörschadens durch unhörbare Töne?
Marderschreckgeräte haben sehr grosse Lautstärken. Unabhängig davon, ob man die Geräte noch hören kann oder nicht, dringt der Schall ins Gehör und belastet auch die Haarzellen im Bereich von 4000 Hz. Man kann das Gehör also auch durch Töne schlechter machen, welche man gar nicht mehr hören kann ...

Audiogramm mit c5-Senke (Seite 10, "Musik und Hörschaden" suvaLiv!)


Wissensstand 1970:  Die c5-Senke ist das Charakteristikum für eine traumatische Hörschädigung. Eine anatomische Gegebenheit kann nie die alleinige Ursache für die Entstehung einer c5_Senke sein. 
(Aus der Einleitung "Das Ton- und Sprachgehör bei Lärmschäden des Ohres" von Prof. Dr. med. Peter Plath, Schattauer Verlag, Stuttgart, 1971, ISBN 379450254X )

Frequenz der c5-Senke

Eine c5-Senke entsteht bei den meisten Personen um 4 kHz. Die genaue Frequenz kann stark varieren. 70 Soldaten wurden zwei Minuten lang einem Schmalbandgeräusch (2-4 kHz) von 110 dB ausgesetzt. Bei einem Viertel von ihnen resultierte eine c5-Senke. Verteilt auf die Frequenzen 3 kHz, 4 kHz und 6 kHz.
(Aus "Das Knalltrauma“ von Prof. Dr. med. Friedrich Pfander, Seite 74 Mitte )


Die c5-Senken bei 3 kHz und 4 kHz könnte man theoretisch noch den Frequenzen aus dem Schmalbandgeräusch zuschreiben. Die 6 kHz Frequenz war jedoch im Geräusch gar nicht enthalten und trotzdem entstand bei 8 Rekruten die c5-Senke bei 6 kHz. Die c5-Senke entsteht definitiv durch lauten Schall. 

Wanderwelle oder Einschwingen, wieso entsteht die c5-Senke

Beim Hörtest wird untersucht wie gut das Gehör auf unterschiedliche Frequenzen reagiert. Die Prüfung von unterschiedlichen Tönen macht nur deshalb Sinn, weil jeder Ton seine eigene Empfangsstelle hat. Diese Empfangsstellen sind ähnlich einer Klaviertastatur auf der Gehörschnecke im Innenohr angeordnet. Die höchsten hörbaren Töne werden am Eingang der Gehörschnecke empfangen, die tiefsten Töne im innersten der Gehörschnecke.

(Graphik von Seite 8 aus suvaLiv! Dokument "Musik und Hörschaden")
            


Das Entstehen der c5-Senke wird in Fachkreisen mit einer Wanderwelle erklärt, die ihr Maximum auf der Empfangsstelle für die Frequenz 4000 Hz hat. Man kann das unterrichten, dies verstehen ist etwas ganz anderes.

Eigentlich ist es viel einfacher sich das Innenohr als optisches Instrument (Kapitel Einschwingen) vorzustellen. Ein Teil des Lichts (bzw. Schalls) wird in die Spektralfarben ("Spektraltöne") aufgebrochen. Ein geringerer Anteil des Lichts leuchtet ungebrochen direkt in den Empfangsbereich der Frequenz 4000 Hz. Prüft man den Ton 4 kHz, dann kommt er zum einen Teil über die normale Lichtbrechung (bzw. Schallbrechung) und zum anderen Teil über den direkten Weg des ungebrochenen Schalls. C5-Senke und die Stelle wo es am wenigstens Dezibel zum etwas hören braucht werden so identisch. Die komplizierte Erklärung mit Wanderwelle für die C5-Senke und einer Resonanzstelle bei 4 kHz, die das Gehör in diesem Bereich besonders empfindlich mache, ist dann nicht mehr nötig. 

Nur kurze Zeit nachweisbare c5-Senke nach "kleinem" Knalltrauma

Heutzutage wird geglaubt ohne guten Gehörschutz würde in einem Schiesstand sofort Tinnitus und Schwerhörigkeit entstehen. Dem ist nicht so. Würden sofort erkennbare bleibende Hörschäden entstehen, dann hätten Revolverhelden im Wilden Western nie ohne Gehörschutz geübt und Kinder hätten nicht um 1970 noch bedenkenlos auf der Strasse Revolverheld spielen dürfen. Spielzeugpistolen mit Knallbändern die noch richtig laut knallten waren alltäglich. Sogar mit Zündplättchen geladene Schreckschusspistolen waren für Kinder erlaubt. Niemand war sich der Gefahr von bleibenden Hörschäden bewusst. Nach ausgiebiger Knallerei hörte man zwar wie nach lauter Musik oder sonstigem lautem Lärm etwas gedämpft, das Gehör erholte sich aber scheinbar immer rasch wieder. Die in den sehr hohen Frequenzen entstandenen Hörschäden blieben unbemerkt. Der Hörtest endete damals wie heute bei 8000 Hz. Als dieser Test definiert wurde schienen darüber liegende Frequenzen für gutes Hören völlig unbedeutend. Telefongespräche wurden im Frequenzbereich 300 Hz bis 3400 Hz übertragen. Amplitudenmoduliertes Radio endete bei 4500 Hz. FM oder UKW Radio gab es noch nicht. Erst ausführliche Untersuchungen führten dann zur Erkenntnis, dass durch Schiessübungen temporäre c5-Senken entstanden die bei wiederholten Knallereien immer grössere Rückbildungszeiten benötigten. Schlussendlich blieben die Senken permanent bestehen und auch das Hochtongehör wurde immer schwächer. Das Resultat von wiederholter Knallerei ohne Gehörschutz war identisch zu fortgeschrittener Lärmschwerhörigkeit. (Kapitel Knalltrauma). Heute unvorstellbar, aber um zu beweisen dass Pistolen- und Gewehrschiessen ohne Gehörschutz Hörschäden verursachen waren 1970 ausgiebige wissenschaftliche Untersuchungen notwendig.

c5-Senken durch "Ultraschall"

Behaupten Ultraschall sei unhörbarer Schall ist einfach. Schwieriger ist die Erklärung, wieso er nicht ins Innenohr gelangen sollte und deshalb keine c5-Senken verursachen könne. Abgesehen davon, dass der Ultraschall der Schreckgeräte eigentlich hörbar wäre. Schiessübungen ohne Gehörschutz waren seit einiger Zeit tabu, die Weltkriege lagen weit zurück. Als 1996 industrielle Anwendungen von Ultraschall noch in den Anfängen steckten, stellte die Deutsche Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) in einer Vorstudie zu möglichen gesundheitlichen Folgen von luftgeleitetem Ultraschall fest, dass das menschliche Ohr von Erwachsenen Höreindrücke bis mindestens 40 kHz wahrnehmen könne. Es wurde gewarnt, dass eine Beeinträchtigung des Hochtongehörs oberhalb 8 kHz bei langfristiger Exposition nicht ausgeschlossen sei. Zudem wurden Effekte wie Gleichgewichtsstörung, Schwindelgefühl und Kopfschmerz festgestellt. Zur Aufklärung von Wirkungsmechanismen und zur Quantifizierung möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch Ultraschall wären weitere Studien notwendig gewesen. Diese Studien wurden nie gemacht. Oder gemacht und die Resultate nie veröffentlicht. Sonst hätte man die zu dieser Zeit bereits in vielen Autos eingebauten Marderschrecks sofort wieder entfernen müssen. Eventuell auch Klagen wegen bereits entstandenen Hörschäden riskiert. Anstatt Marderschreckgeräte zu verbieten, haben die zuständigen Behörden den Einsatz von Katzenschrecks in den Quartiergärten erlaubt. Die Folgen sind überall gut erkennbar. In der Deutschsprachigen Wikipedia lag bis im Januar 2010 die Grenze zum unhörbaren Ultraschall immerhin noch bei 20 kHz. Danach wurde diese Grenze nach unten korrigiert und liegt bis heute (Stand April 2021) bei 16 kHz.

Ob hörbar oder unhörbar, sämtliche Schreckgeräte liegen im Hörbereich des Menschen und ihr Schall gelangt ins Innenohr. Für die Gefahr von Innenohrverletzungen ist Schreckgerät ohne Gehörschutz noch gefährlicher als Schiessstand ohne Gehörschutz. Wird bei einem Knall die Amplitude durch das Trommelfell begrenzt, dann entstehen im Gehör Oberwellen. Das Gehör wird im Hochtonbereich geschädigt. Die Einwirkungsdauer dieser Oberwellen ist auf Tausendstelsekunden beschränkt. Schreckgeräte senden die gleichen "Oberwellen" mehrere Sekunden lang. Geschädigt wird das Innenohr primär im Empfangsbereich der eingestellten "Ultraschall" Frequenz. Es entstehen aber auch c5-Senken welche eine immer grössere Rückbildungszeit benötigen. Genau gleich wie früher bei der Knallerei. Allerdings sind einige Schreckgeräte derart leistungsstark, dass bereits eine einzige Begegnung eine bleibende c5-Senke zur Folge haben kann. Im Jahr 2010 veröffentlichte der Audiologe Prof. Dr. Eckhard Hofmann eine Studie in der Knalltrauma als Hauptursache für die vielen Hörschäden bei Jugendlichen ausgewiesen wurde. In Verdacht geriet Kinderspielzeug.

Genetisch bedingte c5-Senke , idiopathischer Tinnitus, idiopathischer Hörsturz 

Hörverlust und Tinnitus sind bekannte Symptome nach einem Knalltrauma. Die genau gleichen Symptome können auch nach einem Knalltrauma das bei der Begegnung mit einem Hochleistungs- Schreckgerät entstand auftreten. Oftmals einer unbemerkten Begegnung. Grünes Gerät auf grünem Rasen und gehörschädigender Schall durch Umgebungslärm übertönt. Die Symptome entstehen so scheinbar völlig grundlos. Der HNO-Arzt macht vielleicht einen Hörtest und stellt eine einseitige oder auch beidseitige c5-Senke fest. Wird grössere Lärmexposition in der Vergangenheit entschieden verneint und ist auch keine akute Entzündung vorhanden, dann ist wirklich keine Ursache erkennbar. Die Diagnose lautet idiopathischer Hörsturz oder idiopathischer Tinnitus. Idiopathisch bedeutet nichts anderes, als man kennt die Ursache nicht.
Es müssen nicht immer Begegnungen mit hochleistungs- Geräten sein. Früher hatten regelmässige Schiessübungen ohne Gehörschutz schleichend zunehmende Symptome und permanente c5-Senken zur Folge. Den gleichen Effekt haben Begegnungen mit Tierschrecks. Steht oder stand ein Gerät im eigenen Garten können ganze Familien betroffen sein. Neuere Feldforschungen könnten deshalb zum Ergebnis führen die Senken seien vererbbar und sie würden mit zunehmendem Alter auch "natürlich" entstehen. Vererbbar kann der Ort der Senke sein, die Entstehung selber ist es nicht. Damit nicht ganz in Vergessenheit gerät wie sich Knallschäden früher nur schleichend bemerkbar machten, junge Erwachsene während einer Katzenschreck freien Epoche sogar Frequenzen bis mindestens 40 kHz hören konnten und c5-Senken früher auch nur durch äussere Einflüsse entstanden, wurde auf "veraltete" Literatur aus den Siebzigern des letzten Jahrhunderts zurückgegriffen.


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